Bara’a aus Palästina: Knowledge-Equity-Kalender

Bara’a bei einer Wikipedia-Bildungsveranstaltung an der Universität von Hebron
براء, Education wikipedia program of Hebron20, CC BY-SA 4.0 

21. Dezember

Ich bin Bara’a, eine Architektin aus Hebron in Palästina. Seit 2017 bin ich Autorin in der arabischsprachigen Wikipedia. Ich habe an vielen Schreibwettbewerben, Konferenzen und Workshops teilgenommen, aber ich leite auch das Wikipedia-Bildungsprogramm hier und koordiniere die Aktivitäten und Veranstaltungen der vier Länder überspannenden Wikimedia-Gruppe „Wikimedia Levante“. Im Rahmen unsere Aktivitäten wie Worskhops, Veranstaltungen, Bildungsprogramme an Schulen und Universitäten, versuchen wir konstant neue Autorinnen und Autoren für die Wikipedia anzuwerben. All diese Bemühungen sollen Menschen dabei unterstützen, freies Wissen beizutragen, zu bearbeiten, hinzuzufügen und zu teilen. Unsere Teilnehmenden sind relativ divers, männlich wie weiblich, unterschiedlichen Alters und Fachrichtungen – das finde ich sehr gut, das verringert die Vorurteile und vor allem den sogenannten „Gender Gap“. 

Bara’a Zamara
Llywelyn2000, Baraa Zamara (Palestine) with the Wikipedia in Education Program in Palestine poster 2019 (cropped), CC BY-SA 4.0 

Hier in Palästina haben wir viele Schwierigkeiten, neue Autorinnen und Autoren in unserer Region zu gewinnen – ich denke, es ist schwieriger als in anderen Ländern. In bestimmten Gebieten Palästinas dürfen wir aufgrund der politischen Bedingungen und der militärischen Besetzung keine Veranstaltungen und Workshops durchführen. Auch wegen der Bewegungseinschränkungen organisieren wir Online-Workshops, aber es nehmen viel weniger teil als bei einem Offline-Workshop. Zusätzlich zu dem mangelnden Bewusstsein über die Notwendigkeit und Möglichkeit, Inhalte zur Wikipedia beizutragen, haben wir oft auch das Problem, dass wir keine Visa für die Ausreise erhalten, um z.B. an Konferenzen oder Workshops in anderen Ländern teilzunehmen – besonders wenn es um die Arbeit als Freiwillige geht. Mir ist das auch schon passiert und wurde grundlos an der Grenze nach Hause geschickt.

Das größte Problem hier in Palästina ist die geringe Zahl an Freiwilligen, die in der Wikipedia mitschreiben, aber auch allgemein Zeit haben, Aktivitäten wie Workshops zu organisieren – und letztendlich mithelfen können von der Idee wegzukommen „dass nur Männer diese Arbeit machen können”. Wir müssen mehr Gleichheit und Gerechtigkeit kämpfen, und deutlich machen Wissen ein Recht für jeden Menschen ist, unabhängig vom Geschlecht. Vielen Frauen fehlt hier die Motivation etwas beizutragen. Hinzu kommt, dass neben dem Fehlen von Materialien zum Beispiel nicht alle Schülerinnen und Schüler über internetfähige Geräte verfügen. Und während in meiner Stadt Hebron die Internetverbindung meistens recht gut ist, gibt es in Teilen Palästinas, wie z.B. in Gaza, nur wenige Stunden am Tag Internet. Wie willst du unter diesen Bedingungen jemanden motivieren, einen Beitrag zu Wikipedia zu leisten?

In Zukunft müssen wir versuchen uns noch mehr anstrengen auch Feministinnen und Feministen anzuwerben, und sie zu Veranstaltungen und Workshops einladen. Indem wir sie technisch, aber auch moralisch unterstützen, bieten wir ihnen ein sicheres Umfeld, in dem sie Rede- und Meinungsfreiheit erfahren.

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